Gastdienstpastor in Holzminden

Liebe Gemeinde,

Ab dem 01.November bin ich im Rahmen eines Gastdienstes in ihrer Kirchengemeinde in Holzminden tätig. Dieser sogenannte Gastdienst wird von bereits pensionierten Pfarrerinnen oder Pfarrern überall dort übernommen, wo Not am Mann oder an der Frau ist und sich Vakanzen in der pastoralen Versorgung einer Gemeinde, aus ganz unterschiedlichen Gründen, auftun. Eine Interimslösung also, wenn Sie so wollen. Für eine begrenzte Zeit. Nicht mehr und nicht weniger.

Als gebürtiger Mindener zog es mich wieder an die Weser und so wohne ich seit 6 Jahren in Höxter. Nach dem Studium der Theologie in Münster und der theologisch-praktischen Ausbildung habe ich etliche Jahre Erfahrung als Gemeindepfarrer in Ostwestfalen sammeln dürfen, bevor ein schwerer Verkehrsunfall 1996 meinem Leben eine neue Richtung gab, als ich nach einem Polytrauma 14 Tage im Koma lag und mit dem Tode rang.

Wer ist für Angehörige da, wenn die Katastrophe mein Leben von einer Minute auf die andere verändert? Wenn die unerwartete Begegnung mit Tod und Leid mein Leben auf den Kopf stellt? Wenn nichts mehr so ist, wie es einmal war. Wer ist für Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr, für Notärzte und Ersthelfer da?

Ich habe meine Antwort gefunden, indem ich mich selber berufen fühlte, an die Seite von traumatisierten Menschen zu treten, ihnen beizustehen und gemeinsam das Unfassbare, die Katastrophe schlechthin, auszuhalten. Eine umfangreiche psychotraumatologische Zusatzausbildung schloss sich an. Nach dem Amoklauf in Erfurt im Jahre 2002 habe ich vor Ort in einem Kriseninventionsteam der Polizei gearbeitet, ebenso nach dem Tsunami in Phuket Ende 2004, wo Rechtsmediziner und Todesermittler bei und nach ihrer Arbeit supervisorisch von mir begleitet und betreut wurden.Und ich hätte all das nicht gekonnt, wenn ich nicht den festen Glauben gehabt und zugleich gespürt hätte, dass Gott mit mir unterwegs ist. An meiner Seite, in jedem Gespräch, in jeder Begegnung.

Im Auftrag des Außenamtes der EKD in Hannover konnte ich schließlich noch Erfahrungen als Bordseelsorger auf einem Kreuzfahrtschiff sammeln, bevor ich vor einigen Jahren in den Ruhestand ging.

Nun freue ich mich auf neue Erfahrungen. Ich freue mich auf Sie, liebe Gemeindeglieder in Holzminden, auf neue Gesichter, auf Begegnungen und Gespräche. Dabei vertraue ich auf Gottes Geist, der uns in eine gute Zukunft leiten will. Ich vertraue auf den Gott, der auch und gerade in schweren Zeiten immer wieder an unserer Seite ist und bleibt.

Ihr Volker Schmidt