Liebe Leserinnen und Leser
Heute Morgen war es mal wieder so weit. Bevor ich ins Büro starten konnte, musste ich ihn erst mal wieder suchen… meinen Regenschirm.
Ich gehöre noch zu denen, die auch einfach mal zur Sicherheit einen Regenschirm mitnehmen, wenn der Wetterbericht Regen angekündigt hat.
Mein Schirm ist nicht mehr das neuste Modell. Ich habe ihn mal als Werbegeschenk bekommen. Er hat schon so manchen Sturm mit mir durchlebt.
So langsam zeigt er dennoch den einen und auch anderen Riss.
Heute Mittag bei einem Stadtbummel ist es dann auch passiert. Ich hatte ihn in einem Geschäft stehen lassen. Doch ich war zu bequem, auf die Suche zu gehen. Im Grunde war ich froh, ihn so einfach entsorgt zu haben. Ich kann mir ja echt einen neuen leisten, man schämt sich doch geradezu mit so einem Wrack von Schirm.
Gott ist da zum Glück anders. Er würde auf die Suche gehen. Er geht auf die Suche nach seinen Menschen, auch wenn sie noch so „abgewrackt“ sind.
Der Wochenspruch ist aus dem Lukasevangelium Kapitel 19, Vers 10 und heißt: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Dabei sucht Gott keine Regenschirme oder verlorene Geldbörsen, sondern seine geliebten Menschen. Prachtexemplare, die er mit Liebe und Fantasie geschaffen hat. Menschen, die er als Werbeträger seiner Liebe in die Welt schickte und die ihm dennoch abhandengekommen sind. Sie haben sich aus seiner Nähe verdrückt, sind ihre eigenen Wege gegangen und sind gescheitert. So manche Sachen legen sich über unser Leben, wie die Risse im Schirm, die uns immer weiter unbeabsichtigt von Gott entfernen. Und diese Risse machen es uns oft schwer, aus eigener Kraft den Weg zurück zu Gott zu finden.
Und da ist es dann dieser Gott, der sich nicht wegen uns schämt, der uns nicht peinlich berührt entsorgt, sondern der sagt: Ich will euch suchen! Ich schicke euch den Menschensohn, den Menschenfreund Jesus, der sich durch das Labyrinth, das man Leben nennt, kämpft. Er gibt sich in die Gewalt der Verlorenen, um sie zu retten. Nicht nur, dass das Leben erträglicher wird, dass Liebe und Rücksicht das Leben bestimmen. Nicht nur, dass Armen geholfen wird und Benachteiligte zum Vorteil kommen, sondern es geht ihm um das volle Leben.
Und das volle Leben ist eben mehr, als die 70 bis 90 Jahre auf der Erde. Mit vollem Leben meint er ein Leben, das über den Tod hinaus reicht – hinein in die Gegenwart Gottes und hinein in sein ewiges Gottesreich.
Jesus will uns selig – also ewig – machen. Dazu ist er gekommen. Dazu sucht er in den Armenvierteln und in den Chefetagen, dazu sucht er unter den Benachteiligten und unter den Privilegierten, dazu sucht er weltweit – und heute mit diesen Worten bei Ihnen.
Jesus ist unterwegs und sucht Sie.
Er lässt sich nicht davon abhalten, dass da Schandflecken und Brüche in einem Leben sind. Gott sucht seine Kinder, die Werbeträger seiner Liebe, was auch immer mit ihnen geschehen ist. Wenn Sie sich vom Leben in die Ecke gestellt vorkommen, wie ein alter Regenschirm, Jesus sieht Sie anders. Er ist unterwegs und will Sie mitnehmen und – ich bleibe mal bei dem Bild – er will sie neu bespannen, reparieren und die Risse beseitigen. Er schämt sich nicht, Sie mitzunehmen, auch wenn das Leben Sie hart gezeichnet hat. Er möchte, dass Sie wieder Ihre Bestimmung finden. Er möchte, dass das Leben nicht mehr stumpf und sinnlos ist. Er möchte Sie neu entfalten für diese Welt, für Menschen, die so oft im Regen stehen.