Als im Sommer die Einladung zum Patronatstag in Loccum eintraf, freute ich mich sogleich sehr auf diesen Tag. Nicht zuletzt darüber, dass in den noch immer währenden Coronazeiten sich ein Funke Normalität anbahnte. So war ich gespannt, was mich an diesem Tag erwarten würde.
Daher fuhren meine Frau und ich am 27.September, einem wunderschönen Herbsttag, gen Minden und weiter nach Loccum.
Nach dem üblichen Corona-Procedere am Eingang wurden wir von unserem Landesbischof Ralf Meister in der Stiftskirche willkommen geheißen. In seiner 10-jährigen Amtszeit war es sein dritter Patronatstag, für uns persönlich der erste. Landesbischof Meister berichtete über die Geschichte des Patronats und dessen heutiger Stellung in der Landeskirche. Für das „älteste Ehrenamt“ unserer Kirche, ausgeübt durch Laien, zeichnete er dabei ein aus landeskirchlicher Sicht unverzichtbares Element in der heutigen Zeit, umso mehr, wenn es gelebt wird.
Im Anschluss an die Begrüßung berichteten ca. 25 anwesende Patronatsherren und Patronatsdamen in einer kurzen Vorstellungsrunde, woher sie kamen und was sie mit dem Patronat verband aber auch noch heute verbindet. Schnell wurde klar, dass wir bezüglich des Patronatsamtes eine bunte Runde waren. Nicht nur das Amt des Patronats ist mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten ausgestattet, es wird heute auch durchaus unterschiedlich gelebt.
Neu für mich war vor allem die Tatsache, dass einige Teilnehmer mehrere Patronate versahen. Im Einzelfall war sogar ein und dieselbe Person konfessionsübergreifend Patron einer evangelischen und zweier katholischer Kirchen!
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs bezüglich der Bedeutung des Wortes „Patronat“. Wikipedia hilft da schnell. Aus dem Lateinischen übernommen bedeutet es Kirchherr, welcher in einer Rechtsbeziehung mit der Kirche und der Kirchengemeinde steht. Das Patronat kann von einer weiblichen oder männlichen Person wahrgenommen werden. Regelmäßig zu zahlende Beiträge, Baulastverpflichtungen, Pastorenbenennungen u.v.m. kennzeichneten das Patronat in seiner eigentlichen Form.
Über die Jahrhunderte wandelte sich das Amt allerdings immer wieder und wurde den örtlichen Gegebenheiten auf unterschiedlichste Weise angepasst.
Es gibt zwei Formen, das sogenannte belastete und das unbelastete Patronat:
Das unbelastete Patronat ist mit einem Amt verbunden. Man findet es u.a. in Städten vor. So nahm an dem Treffen in Loccum auch der Bürgermeister von Lüneburg teil, der kraft seines Amtes Patron der St. Johannis und der St. Michaelis Kirche ist.
In Meinbrexen haben wir ein belastetes bzw. dingliches Patronat, das heißt, das Patronat ist mit dem Eigentum des Rittergutes verbunden. Ursprünglich zum Land Braunschweig gehörend, scheint bis 1450 das Patronatsrecht bei Herzog Otto zu Braunschweig und Lüneburg gelegen zu haben, da er in diesem Jahr einen neuen Pastor präsentierte. Erst später fiel dann das Patronat an die späteren Lehnsgutbesitzer, der Familien von Hagen, von Münchhausen und von Mansberg. Mit der Gebietsreform 1971 wurde Meinbrexen der Landeskirche Hannover zugeschlagen.
Zurück zu unserem Treffen. Zuckerkuchen und Kaffee durften natürlich nicht fehlen. Danach wurden in mehreren Arbeitsgruppen verschiedene Themen diskutiert. Hier ging es unter anderem um die Zukunft des Patronats, Vereinfachungen für die Leitung von kleinen Gemeinden und die Beteiligung der Patronate an Kirchenplanungsprozessen. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit konnten wir die Ergebnisse leider nicht mehr vorstellen. Auf eine Zusammenfassung bin ich gespannt!
Es schloss sich eine Führung durch das fast vollkommen renovierte Kloster an, die letzten Bauarbeiten liefen noch auf Hochtouren. Um 18.00 Uhr beendete dann eine Hora in der Klosterkirche den diesjährigen Patronatstag.
Für mich bleibt festzuhalten, dass unser Patronat in Meinbrexen für mich weiterhin ein Ehrenamt ist und bleibt, welches ich versuche im Sinne der gemeinschaftlichen kirchlichen Arbeit mit zu begleiten, fest in der Tradition stehend und mit Verantwortung der Zukunft entgegenblickend!
Text: Hilmar von Mansberg